Investitionen in Informationstechnologie bringen häufig nicht den gewünschten Erfolg. Besonders gross ist die Gefahr des Scheiterns bei ehrgeizigen und komplexen Grossprojekten. Jedes zweite IT Projekt steckt in Schwierigkeiten, hat nun eine Auswertung der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsfirma Ernst & Young für den Schweizer Markt ergeben. Bei Projekten mit einer Investitionsgrösse von über 3 Mio. Franken zeigten sich die Verantwortlichen in nur 44% der Fälle mit dem Erreichten zufrieden. Hingegen befanden sich 25% der Projekte in Schwierigkeiten, 31% entwickelten sich sogar so schlecht, dass sie schliesslich abgebrochen werden mussten.
Deutlich besser fielen die Einschätzungen bei kleineren Projekten in der Grössenordnung von weniger als 1 Mio. Franken aus. Dort wurden 68% als erfolgreich bezeichnet, “lediglich” 9% der Projekte wurden abgebrochen, 23% stecken in Schwierigkeiten. So kritisch diese Bewertungen sind, so dürften sie dennoch eher auf der wohlwollenden Seite sein, da sie mehrheitlich von Projekt Controller und IT Chefs der Unternehmen abgegeben wurden, die die Projekte schliesslich vorab bewilligt hatten. Als häufigste Gründe für den Misserfolg von IT Investitionen wurden im Nachhinein unrealistische Erwartungen, technische Schwierigkeiten und falsche Wahl von Projekt Ressourcen ausgemacht.
Augenfällig an der Auswertung ist auch, dass die Selbstbeurteilung der Informatikabteilungen besser ausfällt als die Bewertung durch die Projekt-Controller. Die einzelnen Leistungsbereiche ihrer Arbeit schätzten die Informatikabteilungen zu 39% bis 60% als gut oder sogar als ausgezeichnet ein. Allerdings gab fast die Hälfte der Befragten an, im Bereich Kostenmanagement Nachholbedarf zu haben.
Das höchste IT Risiko liegt aber gemäss Ernst & Young derzeit nicht beim Ausufern der Kosten, sondern vielmehr bei den Mitarbeitern: Informatiker und andere Mitarbeiter, denen gekündigt wurde, können Ressentiments entwickeln, zumal sich die Perspektiven beim Stellenwechsel verschlechtert haben. Zu stark habe der Fokus beim Thema IT Sicherheit bisher auf Angriffen von aussen gelegen, meinen deshalb die Experten von Ernst & Young, denn mehr als 50% der Systemangriffe kommen aus dem eigenen Unternehmen. In den wenigsten Fällen aber hätten die Firmen geeignete Identifikations- und Abfangmöglichkeiten für solche Angriffe von innen aufgestellt und entsprechende Szenarien vorbereitet.
Quelle: vgl. NZZ 29.11.2002
Projekte tendieren zu missraten. Was lässt sich aus (namhaften) gescheiterten Projekten lernen?