Wie die Neue Zürcher Zeitung in ihrer Ausgabe vom 28. Oktober 2010 schreibt, nimmt Coop eine Umgestaltung der Logistik in Angriff, die von ähnlicher Tragweite sein dürfte wie die Neuorganisation vor bald zehn Jahren, als 14 Genossenschaften zu einer Einheit zusammengefügt worden waren. Damals hatte man das Projekt «2005+»lanciert, das dank einem neuen Warenbewirtschaftungssystem Produktivitätssteigerungen und jährlich wiederkehrende Kostensenkungen von 60 Mio. Fr. erlaubte. Damit wurde der Spielraum geschaffen fürPreissenkungen, die dann ab 2005 systematisch eingesetzt wurden, um sich in einem von wachsender (auch ausländischer) Konkurrenz geprägten Markt zu behaupten. Auf dieser Basis ist in den letzten fünf Jahren rund 1 Mrd. Fr. in den Preiskampf investiert worden. Da das Potenzial von «2005+» angesichts der gewachsenen Dimensionen von Coop unterdessen offenbar ausgeschöpft ist, hat man jetzt ein neues Logistikkonzeptnamens «2015+» ins Auge gefasst, das bis in fünf Jahren implementiert sein soll und jährliche Einsparungen im Umfang von 58 Mio. Fr. ermöglichen soll. Die dafür nötigen Aufwendungen in Höhe von 410 Mio. Fr. werden – über fünf Jahre verteilt – das Unternehmen, das in der Regel jährlich Investitionen von rund 1 Mrd. Fr. tätigt, vor keine allzu grossen Probleme stellen.
Auch wenn Coop nun hervorhebt, dass die Zentralisierung von Warenströmen und Bäckerei-Aktivitäten und die damit verbundene Verlagerung des Gütertransports von der Strasse auf die Schiene dazu dient, die Coop-Vision zu erreichen und bis 2023 «CO2-neutral» zu sein,ist das Hauptmotiv der Massnahme wohl kaum die Ökologie, sondern die Vorbereitung auf den fortgesetzten Preiswettbewerb. Die Logistik und der Einkauf sind jene Bereiche, in denen ein Retailer mit Effizienzsteigerungen oder einer grösseren Marktmacht noch etwas zur Verbesserung der Margen herausholen kann. Da die Inland-Beschaffungskosten im Foodbereich, wie eine BAK-Studie unlängst wieder zeigte, nach wie vor hoch sind, vertraut man bei Coop offensichtlich auf die Logistik.
Es ist interessant über die Coop Strategie zu erfahren. Allerdings mag sich der Leser die Augen reiben, denn Coop will 410 Mio. Franken ausgeben, um jährlich lediglich 58 Mio. Franken einzusparen. Bei rein statischer Betrachtung rechnet sich die Investition somit erst ab dem 8. Jahr, was nicht gerade berauschend ist. Bei dynamischer Betrachtung (Zinseszinseffekt) sieht es noch düsterer aus.