Die Mehrwertsteuer (MwSt) wird langsam aber sicher zur Chefsache, denn bei knapp 90% der geprüften Unternehmen werden die MwSt-Inspektoren fündig. Die fällig werdenden Nachsteuern können exorbitante Ausmasse annehmen und mitunter die Unternehmensexistenz gefährden. Um keine bösen Überraschungen zu erleben, lohnt es sich, sich mit der Materie gründlich auseinander zu setzen.
Der ehemalige österreichische Finanzminister Androsch soll die Mehrwertsteuer (MwSt) seinerzeit mit zwei Nägeln erklärt haben: Am einen Nagel würden die Kopien der ausgehenden Fakturen aufgehängt, am andern die eingehenden Rechnungen. Bei beiden Kategorien seien die Steuerbeträge zusammenzuzählen, und die Differenz der beiden Summen sei entweder der Steuerbehörde abzuliefern oder von dort zurückzufordern (Quelle: vgl. Metzger D. (22. Februar 2005), Schweizer Mehrwertsteuer auf Abwegen. Ein Plädoyer für radikale Vereinfachungen. Neue Zürcher Zeitung, S. 25).
Nun, so einfach und transparent, wie es sich der umtriebige Finanzminister und andere Theoretiker vorstellen, ist die MwSt in der Praxis leider nicht. Der Gesetzgeber hat es nämlich geschafft, die MwSt mit unterschiedlichen Steuersätzen, vielen Sonderregelungen, Ausnahmevorschriften und Methodenvielfalt zur überaus anspruchsvollen Materie zu machen.
Die MwSt ist zu einem Verwaltungsmoloch ohnegleichen verkommen und stellt für die Pflichtigen ein Damoklesschwert dar, denn zum einen ist eine anstandslose Interpretation des MwSt-Gesetzes schwierig und zum andern können Verstösse sehr teuer zu stehen kommen. Es erstaunt deshalb kaum, wenn 97% der vom Schweiz. Gewerbeverband befragten KMU angeben, sie benötigten für die MwSt einen Berater. In Anbetracht der grossen Mehrheit einsichtiger Manager handelt es sich bei jenen, die sich voll auf ihr Buchhaltungsprogramm verlassen, offensichtlich um eine kleine Minderheit. Dem ist auch gut so, kann doch kein System auf dieser Welt für die MwSt-Korrektheit einstehen.
Bei knapp 90% der geprüften Unternehmen werden die MwSt-Inspektoren fündig.