Markus Hinterleitner ist Assistenzprofessor an der IDHEAP (Swiss Graduate School of Public Administration) der Universität Lausanne. Er leitet die IDHEAP Forschungsgruppe für öffentliche Verwaltung und politische Institutionen. Hinterleitners Forschung und Lehre interpretiert den Staat als ein Problemlösungsmittel, das es modernen und komplexen Gesellschaften ermöglicht, alle Arten von Herausforderungen anzugehen und zu überwinden.
Hinterleitner interessiert sich besonders für zeitgenössische Entwicklungen, die die Problemlösungskraft des Staates zu untergraben drohen, insbesondere die Verschärfung politischer Konflikte und das Wachstum von Richtlinien, Regeln, Erlasse und Vorschriften (in der Folge zusammenfassend kurzum “Vorschriften” genannt). Intensivierte Konflikte können Gesellschaften polarisieren, ihre Institutionen schädigen und sie von „wirklich grossen“ Problemen ablenken. Ein wichtiger Schwerpunkt seiner Forschung ist es, die Faktoren zu identifizieren, die es Gesellschaften ermöglichen, Probleme anzugehen und Konflikte unter erhöhtem Druck zu bewältigen. Die Zunahme von Vorschriften seinerseits droht öffentliche Verwaltungen zu überfordern und die Umsetzung der Neuerungen zu untergraben. Hinterleitners Forschung analysiert die Ursachen und Folgen und versucht, öffentliche Verwaltungen bei der Bewältigung komplexerer und grösserer Arbeitslast zu unterstützen.
Aus Hartleitners Arbeiten zu politischen Kontroversen und politischen Schuldspielen sei beispielsweise seine aktuelle Forschung zum politischen Wachstum aufgenommen, die die Gründe untersucht, warum Länder immer mehr Vorschriften erlassen. Und er untersucht, wie infolge wachsender politischer Portfolios öffentliche Verwaltungen überlastet werden können. Diese Forschung zeigt, dass Massnahmen, die als Reaktion auf steigende öffentliche Anforderungen (in Bezug auf Themen wie Sozialschutz oder öffentliche Gesundheit) ergriffen werden, nur dann die gewünschte Wirkung entfalten, wenn die Regierungen die Verwaltungskapazitäten im Gleichschritt mit den neu verabschiedeten Vorschriften erweitern. Hinterleitners Forschung, an der er mit Xavier Fernández-i-Marín, Christoph Knill und Yves Steinebach zusammenarbeitet, legt nahe, dass Demokratien ihre Verwaltungskapazitäten radikal ausbauen müssen, wenn sie effektive Problemlöser bleiben wollen.
http:www.martinhinterleitner.com
Die Bürokratie gerät insbesondere in jüngster Zeit zunehmend unter Beschuss. Um so mehr ist mir Im Tages-Anzeiger ein Artikel von Markus Hinterleitner, Assistant Professor, aufgefallen. Der Artikel scheint aus der Zeit gefallen zu sein, er trägt nämlich die Überschrift “Radikaler Bürokratie-Abbau gehört zum Dümmsten, was eine Gesellschaft machen kann”. Hinterleitner argumentiert tatsächlich, dass die Verwaltung – sinngemäss die öffentliche Verwaltung – radikal ausbauen muss, um den gestiegenen Anforderungen gerecht zu werden.
Der Professor und seine Gehilfen scheinen auf einen Dreisatz limitiert zu sein: 100 Anforderungen benötigen 10 Staatsangestellte, 200 Anforderungen benötigen 20 Staatsangestellte. Leider ist es offensichtlich, dass sich das Forschungsteam auf dem Holzweg befindet, denn privatwirtschaftlich und führungserfahrenen Personen ist es sonnenklar, dass es Möglichkeiten gibt, einem linearen Anstieg der Verwaltung, sprich Bürokratie, ohne Leistungsabbau entgegen zu wirken. Mögliche Massnahmen sind: Verwaltung auf Effizienz und Effektivität trimmen, Organisationsstrukturen straffen, Arbeitsprozesse analysieren und vereinfachen, moderne und erprobte IT-Lösungen einsetzen (keine Eigenentwicklungen), Bürokratiebremse “One-in-one-out” anwenden (wird eine neue Vorschrift eingeführt, so ist eine bestehende abzubauen), fordernde Leistungsziele setzen, Anstellungsstopp verhängen.
Im krassen Kontrast zu diesen allgemein anerkannten Massnahmen steht das Rezept des Professors und seinen Gehilfen, die Bürokratie allen Ernstes auszubauen.
Lieber Claude
Wie wagst du es einem Herrn Professor zu widersprechen? Aber du hast völlig recht. Der Amtsschimmel wiehert immer lauter. Damit er noch lauter schreien kann, braucht er immer mehr Leute. Eigentlich völlig verrückt, dass die abgehobenen „Leer-Meister dies nicht endlich einsehen😩