Wie die neue Zürcher Zeitung in ihrer Ausgabe vom 18. Juni 2013 schreibt, hat eine Pflegerin jahrelang in fünf Kliniken und einer Praxis als sehr schlechte Ärztin mit absolut inadäquater Ausbildung gearbeitet. Auf den Schaden, den sie Patienten zugefügt hat, wird im Artikel (NZZ 15. 6. 13) nicht eingegangen. Mich erschreckt die Tatsache, dass Jahre vergehen, bis sie auffliegt. Obwohl der Begriff Qualitätssicherung im Gesundheitswesen omnipräsent ist, liegt offenbar in der konkreten Umsetzung noch einiges im Argen.
Es herrscht nicht nur Aufklärungsbedarf für Patienten bezüglich der Frage, wer denn nun für die Qualitätssicherung verantwortlich sei, sondern auch für die Anbieter von medizinischen Leistungen. Ist diese Verantwortung einmal klar (kantonale Gesundheitsdirektionen, Fach- und Ärztegesellschaften), interessiert weiter die konkrete Umsetzung in der Praxis. Es gibt Fälle, in denen die Zuständigen Reklamationen einfach an eine Ombudsstelle weiterleiten. Diese ist dann lediglich vermittelnd tätig. Wenn der Beschuldigte ausserstande ist, seinen Fehler einzusehen, versinkt der Sicherheits- und Qualitätsaspekt nicht nur im Sand, sondern der gleiche Fehler wiederholt sich ungeniert.
Inflationär zitiert wird die Luftfahrt als Vorbild für Qualitätssicherung. Die grossen Unterschiede zum Gesundheitswesen hingegen bestehen bei der Haftung, einer echten Konkurrenzsituation und vor allem aber bei der Transparenz im Schadenfall. Stürzt ein Flugzeug ab, werden alle Fragen offen geklärt und Schadenersatz geleistet. Und vor allem werden Lehren daraus gezogen, um zukünftiges Leid und Kosten zu verhindern. Im Gesundheitswesen hingegen ist eine adäquate Haftung extrem selten. Das Ausbleiben eines finanziellen Schadens und eine immer noch bestehende Tendenz, Fehler zu vertuschen aus Angst vor einem Imageschaden, behindern eine moderne Fehlerkultur. Die Kosten übernehmen die Allgemeinheit und die leidgeprüften Patienten und ihre Angehörigen.
Als Patienten sind wir nicht dem Amtsgeheimnis unterstellt, und es ist unsere Aufgabe, über Behandlungsfehler, Integritätsverletzungen und schlechte Abläufe in Reklamationsprozessen zu reden. Und wir brauchen unabhängige fachliche und handlungsfähige Anlaufstellen, die alleine einer ehrlichen und gelebten Qualitäts- und Integritätssicherung verpflichtet sind. Dadurch liessen sich immense Kosten sparen, Leid verhindern sowie Sicherheit und Qualität wirkungsvoll steigern.
Peinlich, peinlich…