Wie die Neue Zürcher Zeitung in ihrer Ausgabe vom 23. Mai 2007 schreibt, kam eine jährlich durchgeführte Studie der Beratungsgesellschaft Booz Allen Hamilton, die die Fluktuationsrate von CEOs in den 2500 weltweit grössten kotierten Unternehmen untersucht, zum Ergebnis, dass 2006 14.3 (i. V. 15.5)% der Konzernchefs ihren Sessel räumen mussten. Während die Fluktuationsrate der CEOs in den USA und in Asien im Vergleich mit den Vorjahren deutlich abnahm, stieg sie in Europa nochmals auf 15.4%. Im deutschsprachigen Raum erhöhte sich die Abgangsquote auf 10.7 (9.7)%. Seit der ersten Durchführung der Studie 1995 haben die Abgänge von CEO in Europa am markantesten zugenommen. Auffällig ist auch, wie sehr sich die weltweiten Fluktuationsraten, die 1995 noch deutlich divergierten, in den vergangenen Jahren angeglichen haben.
Die Studie nennt drei Gründe für den Trend der vergangenen Jahre zu vermehrten Wechseln an der Unternehmensspitze: Erstens wächst der Leistungsdruck auf CEOs kontinuierlich. Zweitens nehmen Übernahmen und Fusionen sowie die dadurch entstehende Unsicherheit für Top-Manager deutlich zu. Und schliesslich schränkt die Einführung internationaler Kontrollstandards den Spielraum der Konzernchefs stärker ein.
Die jährlich gemessene Fluktuationsrate stieg von 1995 bis 2006 um rund 60%. Die Anzahl der CEO, die wegen mangelnder Performance entlassen wurden, erhöhte sich sogar um 318%. Laut Studie fallen den jüngsten, zunehmend internationalen Unternehmensübernahmen immer mehr Firmenchefs zum Opfer. 2006 mussten weltweit 22 (18)% ihren Posten aufgrund einer Fusion, einer Übernahme oder eines Buyouts räumen. 2003 lag die Rate noch bei vergleichsweise niedrigen 11%. Aus der Entwicklung der Fluktuationsrate lässt sich auch die durchschnittliche Verweildauer eines Unternehmensführers ableiten. Während dieser Wert 2006 im weltweiten Durchschnitt bei 7.8 Jahren liegt, beträgt er in Europa lediglich 5.7 Jahre und im deutschsprachigen Raum sogar nur 4.7 Jahre. Dies deutet an, dass der Druck auf europäische CEOs zurzeit grösser sein dürfte als anderswo.
Gemäss der Studie hat sich die Rolle des CEO deutlich verändert. Verwaltungsräte seien kritischer geworden, beteiligten sich stärker an der Strategiefindung und erwarteten vom CEO substanzielle Wertsteigerung sowie die Einhaltung ethischer Grundsätze. Verwaltungsräte ersetzten heute einen CEO vermehrt auch wegen ungenügender Renditeaussichten, während früher bloss mangelnde Performance bestraft worden sei. Die veränderten Umstände erforderten einen neuen Typus von CEO und eine neue Aufteilung der Verantwortlichkeiten zwischen Konzernleitung und Verwaltungsrat. Wer es als CEO bei der Umsetzung der Grundsätze für eine verantwortungsvolle Unternehmensführung nur bei Lippenbekenntnissen belässt, scheitert langfristig.
Veränderte Umstände verändern die Anforderungen an die Führung und an die Kompetenzenordnung.