48 Millionen Franken hat Andreas Hafen, juristisch immer noch amtierender Präsident des FC Wil, veruntreut. Dies hat Hafen, der fristlos entlassene Vizedirektor der UBS Niederlassung St. Gallen, den Untersuchungsbehörden gestanden.
Mit den mutmasslichen Veruntreuungen soll der Beschuldigte bei seiner Arbeitgeberin schon vor über zehn Jahren begonnen haben. Der Beschuldigte betreute UBS Firmenkunden. Bankeninterne Kontrollen hatten die mutmasslichen Verfehlungen nie aufgedeckt. Das war auch nicht der Fall, als Bankverein und Bankgesellschaft 1998 zur heutigen UBS fusionierten und in dessen Rahmen der Arbeitsplatz des Beschuldigten von Wil in die Niederlassung St. Gallen wechselte, er aber immer noch Firmenkunden aus dem Raum Wil betreute. Als der Beschuldigte 1998 zum Präsidenten des damaligen Nationalliga-B-Fussballvereins Wil gewählt wurde, begann er, mit Geld seiner Arbeitgeberin den Klub zu finanzieren. In seiner fünfjährigen Amtszeit flossen dem FC Wil 10.5 Millionen Franken zu. “Davon wussten wir nichts”, beteuert Urs Gebert, Finanzchef des Klubs nach wie vor. Das Geld floss in den üblichen Finanzhaushalt des Vereins, ohne dass der Vorstand ernsthaft Verdacht schöpfte. Der Beschuldigte hatte die Transaktionen offensichtlich raffiniert eingefädelt. Als Absender der Gelder nannte er jeweils eine nicht genannt sein wollende Sponsorengruppe; Nachfragen liess er nicht zu.
Wie können bei einer Grossbank Millionen abfliessen, ohne dass dies bei den internen Kontrollen auffällt? “Möglich ist dies, wenn jemand eine grosse kriminelle Energie an den Tag legt”, sagte UBS Sprecher Rudolf Bürgin. Zudem verfüge ein Angestellter in der Position des Beschuldigten über einen grossen Vertrauensvorschuss. Bei der UBS laufen die internen Abklärungen. Die internen Kontrollmassnahmen würden mit den neuen Erkenntnissen noch einmal durchgespielt, erste Änderungen seien bereits erfolgt, sagte Bürgin.
Quelle: vgl. NZZ 30.11.2002
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.