Wie die NZZ in ihrer Ausgabe vom 6. Sept. 2004 schreibt, ist jedem Computerfachmann der Name Murphy geläufig, und auch in der Aviatik – vor allem, wenn es um Unfälle geht – taucht “Murphy’s Law” immer wieder auf. Auch der Zwischenfall an der Universitätsklinik Zürich, bei dem einer Patientin ein neues Herz mit der falschen Blutgruppe eingepflanzt wurde, erinnert daran. Doch: Gab es Murphy wirklich, oder sind er und sein Gesetz nur eine Fiktion?
Die Antwort gleich voraus: Es gibt ihn. Er heisst Edward Aloysius Murphy Jr., wurde 1917 in den USA geboren und war dort Luftfahrttechniker. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Captain Ed Murphy Bomberpilot in der US-Luftwaffe. Seine Aufgabe war es, Flugzeuge zu testen und “unfallsichere Sitze” zu bauen. Dabei ging es um Sessel, in denen der Pilot bei einem Crash möglichst grosse Verzögerungen ohne Schaden zu nehmen überstehen konnte. Es war das US-Air-Force-Projekt MX 981 des Jahres 1949. Die Versuche gingen bis zur 40fachen Erdbeschleunigung (40 g), die ein “Testpilot” in einer entsprechenden Versuchsanordnung am Boden unverletzt überstand.
Zum Zwecke der Messungen der Verzögerungswirkungen wurden damals am Körper des “Testpiloten” 16 Sensoren angebracht. An einem Versuchstag brachte es ein Techniker fertig, diese 16 Sensoren, die man auf zwei Arten anschliessen konnte, verkehrt zu montieren. Dabei fluchte Murphy den Techniker mit den folgenden Worten an: “If there is any way to do it wrong, he will find it.”
An einer Pressekonferenz, die im Rahmen dieser Versuche einige Tage später stattfand, zitierte Dr. John Paul Stapp, Arzt in der amerikanischen Air Force, Ed Murphy mit dem eben erwähnten Satz. Von den Anwesenden, die – wie Murphy ebenfalls – zum Teil zahlreiche Pannen in der Luftfahrt erlebt hatten, entstand daraus das Gesetz von Murphy, verkürzt und auf Deutsch: “Alles, was schief gehen kann, geht schief.” Es wurde rasch in vielen Medien zitiert und kolportiert.
Ob Ed Murphy diesen etwas modifizierten und verkürzten Satz so je gesagt hat, ist umstritten. Seine Frau verneint das, bestätigt aber das folgende Zitat: “Wenn es mehr als eine Möglichkeit gibt, eine Sache zu erledigen, und eine der Möglichkeiten endet in einem Desaster, dann findet sich jemand, der diesen Weg einschlägt.” Aus der Tatsache, dass in keiner der benützten Quellen von einem Todestag von Ed Murphy die Rede ist, kann angenommen werden, dass er noch lebt. Er ist heute somit 87-jährig.
“Alles, was schief gehen kann, geht schief.” Mittels Business Process Management, Compliance Regelungen, etc., lässt sich der einleitenden Erfahrungstatsache entgegen wirken.