Wie die Neue Zürcher Zeitung in ihrer Ausgabe vom 9. Juli 2009 schreibt, heisst das Computersystem zwar FAMOZ, doch seine Geschichte ist alles andere als famos. Im Gemeinderat hat man gestern Abend reihum von einem Debakel gesprochen. Monika Erfigen (svp.) meinte gar, mit dem neuen «Fallmanagement-Modell Zürich», wofür FAMOZ steht, sei ein «Scherbenhaufen ohnegleichen» hinterlassen worden.
Das neue Computersystem, das die Fallführung bei den Sozialen Diensten sowie die Klienten-Buchhaltung erledigen soll, hätte ursprünglich 11,5 Millionen Franken kosten sollen. Jetzt sieht es laut Erfigen nach mehr als 20 Millionen aus. Man habe die Probleme dauernd zu beheben versucht, dabei sei es aber zu immer neuen Verzögerungen gekommen, und die Kosten seien dauernd gestiegen. SVP, FDP und CVP hatten deshalb ein Postulat eingereicht, mit dem sie eine Untersuchung darüber verlangten, wie es dazu kommen konnte und wer für den Fall verantwortlich ist.
Das Postulat und die Untersuchung waren im Rat unbestritten. Zu reden gab hingegen die Frage, ob man dennoch Zusatzkredite von 2,26 Millionen Franken sprechen sollte, um das Projekt zu retten. In diesem Punkt scherte die CVP aus. Der Arzt Josef Widler verglich das Computersystem mit einem Patienten, der mit offenem Bauch, aber noch lebend auf dem Operationstisch liege. Es brauche jetzt zuerst die Notoperation, danach aber solle abgeklärt werden, wie es dazu habe kommen können. Stadtrat Gerold Lauber, der Sozialvorsteher Martin Waser ersetzte, unterstützte diese Position. Er sagte, dass der Turnaround eingeleitet sei. FAMOZ sei eines der ersten Themen gewesen, mit denen sich Martin Waser nach der Übernahme des Sozialdepartements habe beschäftigen müssen, und er habe sofort eine externe Untersuchung angeordnet. Auch Walter Angst (al.) betonte, dass die «IT-Blase» beim Wechsel des Departementsvorstehers geplatzt sei: «Martin Waser will jetzt sicher nichts unter den Teppich kehren.» Das Postulat wurde schliesslich ohne Gegenstimme an den Stadtrat zur Prüfung überwiesen. Gleichzeitig aber wurden auch die entsprechenden Positionen bei den Zusatzkrediten bewilligt (jeweils gegen die Stimmen von SVP und FDP).
Bei der Schlussabstimmung wurden die Zusatzkredite mit 90 zu 26 Stimmen bewilligt. Die städtische Rechnung verschlechtert sich damit gesamthaft um rund 47,3 Millionen Franken.
IT-Projekte sind zumeist überladen, die Datenmodelle und -strukturen im Vorfeld nicht oder zu wenig klar. Das Projekt FAMOZ ist alles andere als famos…