Wie die neue Zürcher Zeitung in ihrer Ausgabe vom 29. Juni 2011 schreibt, hat das Bundesgericht am Dienstag im Sinne von Nestlé entschieden und Denner angewiesen, die Nespresso-kompatiblen Kaffeekapseln wieder aus den Regalen zu nehmen. Die Verfügung hat allerdings provisorischen Charakter, muss das St. Galler Handelsgericht doch nun aufs Neue entscheiden, ob der Verkauf weiterhin untersagt bleiben soll. Das eigentliche Verfahren zum Markenschutz-Streit zwischen Nestlé und Denner steht noch bevor, und wie dieses dereinst ausgehen wird, ist offen.
Für den Nahrungsmittelkonzern, so scheint es, steht viel auf dem Spiel, zumal die Kaffeekapseln ein wachstumsträchtiges Geschäft bilden. Der Nespresso-Umsatz ist im vergangenen Jahr um über 20% auf 3,2 Mrd. Fr. gestiegen, und das Risiko besteht, dass ein allfälliger Vormarsch von Imitatoren diese ausserordentliche Performance beeinträchtigt. Dazu kommt ein Klumpenrisiko; Nespresso ist zwar längst zur globalen Marke geworden, Europa bildet aber nach wie vor den Hauptabsatzmarkt, wo 90% der Kapsel-Verkäufe getätigt werden.
Es ist somit kein Zufall, dass nicht nur in der Schweiz, sondern auch in Frankreich und Spanien Mitbewerber versuchen, mit Mitteln, deren Legalität noch gerichtlich zu beurteilen sein wird, die starke Marktposition von Nespresso zu attackieren. Dabei stellt die Imitation des Kapsel-Systems, wie sich gezeigt hat, eine niedrige Hürde dar. Gleichwohl ist nicht anzunehmen, dass die Vormachtstellung von Nespresso schon bald einen namhaften Schaden erleiden wird. Der Konzern hat Konkurrenz dieser Art wohl antizipiert und sein Marketing so gestaltet, dass Wohl und Weh der Marke Nespresso nicht allein von einer Aluminium-Kapsel abhängt. Das breite Angebot an Nespresso-Sorten, die hohe Qualität und kontinuierliche Variation des Sortiments, die edlen Verkaufsboutiquen mit den uniformierten Verkäufern – all dies sind ebenfalls Bestandteile von Nespresso, und diese bleiben für einen Konkurrenten wie Denner unimitierbar; Nestlé hat eigenhändig für Markenschutz gesorgt.
Nestlé zeigt mit Nespresso aufs Beste, dass sich konsequentes Marketing lohnt.