Schweizer Armee findet Waffen

Wie die Neue Zürcher Zeitung in ihrer Ausgabe vom 24. Juli 2012 schreibt, hat der Fall vor drei Monaten viel Staub aufgewirbelt: Im April hat die Schweizer Armee 27000 ausgemusterte Armeeangehörige angeschrieben und sie aufgefordert, ihr Dienstbüchlein einzuschicken. Aufgrund von unvollständigen Datenbanken konnte die Armee nicht mehr feststellen, ob diese 27 000 Ex-Soldaten ihre Dienstwaffe abgegeben hatten oder nicht.

Nun liegen erste Resultate dieser äusserst aufwendigen Nachkontrolle vor. 17000 der 27000 Fälle habe man «bereinigen» können, sagt Armeesprecher Christoph Brunner. Dabei fand die Armee 31 ehemalige Armeeangehörige, die ihre Waffe und das übrige Militärmaterial nie zurückgegeben hatten. Diese seien nun aufgeboten worden, «ihr persönliches Material inklusive Dienstwaffe abzugeben»; bei 11 der 31 Waffen sei dies bereits passiert, sagt Brunner. Zusätzlich fand die Armee 18 waffenlose Ex-Soldaten, die zwar keine Waffe zu Hause hatten, aber ihr gesamtes übriges Militärmaterial.

Damit verbleiben 10000 offene Dossiers: Ex-Soldaten, die entweder nicht auf das erste Schreiben reagiert haben, oder bei denen die Briefe nicht zustellbar waren. 7500 Ex-Soldaten haben nun ein zweites Mal Post von der Armee erhalten; in 2500 Fällen ist die Armee dabei, die neue Adresse herauszufinden. Allein für diese Nachforschungen setze die Logistikbasis vier zusätzliche Leute ein, so der Armeesprecher.

Die Armee legt Wert auf die Feststellung, dass es sich in den 27000 Fällen um Soldaten handle, «welche nach Beendigung ihrer gesamten Dienstpflicht ordentlich entlassen wurden und in der Armee nie negativ aufgefallen sind». Die 27000 Fälle sind Teil einer noch grösseren Überprüfung. Der Auslöser war der Polizistenmord im bernischen Schafhausen vom Mai 2011. Der damalige Täter war aus medizinischen Gründen aus der Armee entlassen worden; seine Dienstwaffe wurde aber nie eingezogen. Als Konsequenz liess die Armeeführung über 300000 Personendossiers überprüfen. Dabei stellte die Armee fest, dass sie in den erwähnten 27000 Fällen nur über unvollständige Daten verfügt. Insgesamt hat die Armee derzeit Kenntnis von 336 Armeewaffen (inklusive der erwähnten neu aufgefundenen), die längst im Zeughaus sein sollten, aber dort nie abgegeben wurden.

Die Armee steht mit ihrem Debakel stellvertretend für alle Bereiche da, in denen absolute Konsistenz in den Arbeitsabläufen und in den Daten gefordert ist (Null-Fehler-Toleranz).

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