Wie der Tages-Anzeiger in seiner Ausgabe vom 9. Nov. 2007 schreibt, macht nur eines von hundert Unternehmen präzise Angaben über das zu erwartende Umsatz- und Ergebniswachstum. Das zeigt eine Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG. 80 Prozent der weltweit befragten Unternehmen räumen gar Prognosefehler von über 5 Prozent ein. Dies ist gemäss KPMG mehr als ein Schönheitsfehler. Gemäss Studie gibt es einen Zusammenhang zwischen Voraussagen zur Unternehmensentwicklung und der Steigerung des Aktienwertes. Die vier Fünftel der befragten Unternehmen mit ungenauen Prognosen weisen für die letzten drei Jahre eine Wertsteigerung der Aktien von 34 Prozent aus. Jene mit genauen Voraussagen eine von 46 Prozent. Das ist um ein Drittel besser. „Falsche Prognosen können schwer wiegende Folgen für die Unternehmen haben“, sagt Giulio De Lucia, Partner von KPMG Schweiz. Die Folge sei ein Vertrauensverlust bei den Aktionären und eine Beeinträchtigung der Wertsteigrung des Unternehmens. De Lucia räumt allerdings ein, dass eine bessere Aktienentwicklung nicht allein auf treffsichere Prognosen zurückzuführen sei.
Viele Unternehmen weisen regelmässig höhere Gewinne aus als prognostiziert. Die Verantwortlichen rechnen laut De Lucia bewusst konservativ. Das wirkt sich – zuminest kurzfristig – meist positiv auf den Aktienkurs aus. Der Überraschungseffekt wirkt in solchen Momenten als Treiber des Kurses. Credit-Suisse Analyst Olivier Müller bestätigt diesen Effekt am Beispiel von Reckitt Benckiser, britischer Hersteller von Reinigungsmitteln. Dieser hat unlängst seine Umsatzprognose von 7 bis 8 auf 9 Prozent angehoben. „Das ist vom Markt natürlich positiv aufgenommen worden.“
Mittel- und langfristig verpufft der Trick aber nach Einschätzung der KPMG. Auch Müller mag nicht an eine anhaltende Wirkung von konservativen Prognosen glauben. Langfristig entscheidend für die Beurteilung von Unternehmen seien vertrauensbildende Massnahmen. Präzise Prognosen umgekehrt seien ein wichtiges Mittel zur längerfristigen Vertrauensförderung.
Die KPMG zieht daraus den Schluss, dass es sich für Unternehmen lohnt, auf präzise Prognosen hinzuarbeiten – nicht ganz uneigennützig, denn auch das gehört zum Geschäft der Beratungsgesellschaft.
Hinreichend genaue Prognosen mit geringem Arbeitsaufwand zu erstellen – die Führungsherausforderung.