Zahlreiche Umwälzungen in den 80er und 90er Jahren zwangen die Banken, sich systematisch mit aussagekräftigen Kennzahlen zum Unternehmenserfolg und detaillierten Profitabilitätsanalysen für einzelne Geschäftsbereiche, Kunden und Produkte zu beschäftigen. Vorbildlich gelöst hat diese Aufgabe die UBS: Die Experten vom Technologie-Marktforschungsunternehmen Gartner, die sich die UBS-Lösung “Gear” näher angeschaut haben, bescheinigen der Grossbank einen Vorsprung von fast fünf Jahren auf ihre Mitbewerber.
Im Teufelskreis gefangen
“Wir hatten historisch gewachsene Buchführungs- und Reportingsysteme”, sagt Thierry Schafflützel, der bei der UBS das Accounting der Unternehmensgruppe Wealth Management & Business Banking leitet. “Grosse Summen wurden in die Entwicklung detaillierter Ergebnisrechnungen investiert. Das führte zum Aufbau von Insellösungen.” Die Folgen: Die Abläufe waren sehr komplex, teuer und zeitaufwendig. Zudem stiegen auch die Dichte und die Komplexität der externen aufsichtsrechtlichen Anforderungen und Vorschriften. Der US-Sarbanes-Oxley-Act sowie die Eigenmittelunterlegung bei Basel II sind nur zwei jüngere Beispiele. “Wir waren in einem Teufelskreis aus zunehmenden Reportinganforderungen und steigender Inflexibilität der heterogenen und komplexen Systemlandschaft im Accounting gefangen.”
Milliarden von Buchungen
Anfang 2001 fiel bei der UBS der Startschuss für das Projekt “Gear” (Global Environment für Accounting and Reporting). Sehr hoch waren die technologischen Anforderungen. In der Schweiz generiert die UBS monatlich 1.1 Mrd. Buchungen, 40-50 Mio. fallen täglich an und weitere 200 Mio. bei Monatsultimo. Um eine Verarbeitung über Nacht zu gewährleisten, muss das Hauptbuch über 10 Mio. Transaktionen pro Stunde verarbeiten können. Gear umfasst eine detaillierte Positionsführung, bei der jedes beliebige Bankgeschäft nach den gleichen Grundprinzipien abgebildet wird. Durch diese Standardisierung lassen sich alle Transaktionen im Hauptbuch verbuchen. Dadurch erhöht sich die Transparenz, denn alle Positionen werden unverdichtet nachgeführt und die Trennung zwischen Betriebs- und Finanzbuchhaltung verschwindet genauso wie die sehr aufwendigen Abstimmungsprozesse. Das Hauptbuch basiert auf Oracle Financials 11i. Für das Reporting greift man auf Produkte von Business Objects zurück. Seit einem Jahr ist Gear in der Produktion.
Inzwischen hat die UBS die Konzepte und Modelle der Gesamtlösung in Europa und in den USA zum Patent angemeldet.
Quelle: Niklowitz M. (2. März 2005), Flexibler, effizienter. Die UBS macht vor, was Zukunft ist. HandelsZeitung, S. 59.
Schnelligkeit, Vereinfachung und "No surprise" sind angesagt. Wie das Beispiel UBS zeigt, lassen sich selbst in hochkomplexen Organisationen bahnbrechende Verbesserungen erzielen.