Japanische Konzerne in der Krise

Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, dass sich die japanischen Elektrokonzerne wie Sony, Panasonic oder Sharp in der Krise befinden (NZZ, 2.11.12). Doch wie ernst die Lage wirklich ist, das haben erst jetzt die Quartalszahlen erbarmungslos zutage gebracht, die die Unternehmen in dieser Woche in Tokio vorstellten. Sony hat es zwar auch noch nicht geschafft, mit seinem hochdefizitären Fernsehgeschäft aus den roten Zahlen zu kommen, doch es gibt immerhin einen Hoffnungsschimmer. Sharp dagegen kämpft mittlerweile um das nackte Überleben. Das Fernsehgeschäft, mit dem die Konzerne vor mehr als zwanzig Jahren gross geworden sind, erweist sich immer mehr als Milliardengrab. Ob Bildschirme oder Smartphones: Im Wettbewerb mit ihren südkoreanischen Wettbewerbern wie LG Electronics oder Samsung haben die Japaner den Anschluss verpasst. Und die einzige Antwort, die sie auf die Krise haben, lautet: Kostensenkung. Die ist zwar notwendig, reicht aber nicht, um die Firmen aus der Krise zu führen.

Technisch gehören japanische Unternehmen noch immer zur Weltspitze. Sie müssen ihren jungen Ingenieuren nur endlich die Chancen geben, neue Produkte auf den Markt zu bringen. Noch beissen gerade die sich an den verkrusteten Strukturen in Japans Unternehmen die Zähne aus – und immer mehr wandern ab, nach Amerika und neuerdings auch nach Südkorea. In der Krise der japanischen Elektroindustrie zeigt sich auch die Krise der japanischen Gesellschaft, die Veränderung scheut und unangepasstes Verhalten bis heute eher bestraft als belohnt. Die Unternehmen haben sich zu lange auf ihren alten Erfolgen ausgeruht und viel zu spät auf die neuen Wettbewerber reagiert. Ob Fernseher, LCD-Bildschirme für Smartphones, Computerspiele oder Solarzellen, über den Preis werden die japanischen Konzerne nicht wieder in den Markt kommen, so sehr sie sich auch bemühen, die Kosten zu senken. Japans Elektrokonzerne brauchen neue Ideen. Und neue Ideen brauchen ein Umfeld, in dem sie eine Chance haben.

Nachhaltiger Geschäftserfolg bedingt, die strategische Ausrichtung und Positionierung vor dem Hintergrund verkürzter Produktlebenszyklen und verändertem Umfeld permanent zu hinterfragen und zu überarbeiten.

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