Erfolg mit implementierter HR-Strategie

Unternehmen, die über eine geschriebene HR-Strategie verfügen, arbeiten in der Regel weit profitabler als jene, die darauf verzichten. Dies ist die wichtigste Erkenntnis aus der weltweit wohl grössten Untersuchung im Bereich Personalwesen. Im Zentrum der Analyse des Beratungsunternehmens PricewaterhouseCoopers (PWC) stand die Frage, nach dem effektiven Wert professioneller Arbeit im Bereich Human Resources (HR).

Im Rahmen des Global Human Capital Survey Report 2002/03 wurden die Verantwortlichen von 1?056 Unternehmen in 47 Ländern nach ihren Personalstrategien befragt. An der weltweit wohl grössten Untersuchung dieser Art nahmen auch 20 Unternehmen teil, die über 50?000 Personen beschäftigen. Der Schwerpunkt lag bei Firmen mit 200 bis 1?500 Mitarbeitenden. Nach einer Reihe ähnlicher Recherchen, die PWC alle zwei Jahre in Europa und dem Mittleren Osten durchführte, ist dies die erste globale Untersuchung. Befragt wurden ebenso PWC-Kunden wie -Nichtkunden.

Positiver Effekt geschriebener HR-Strategie

Die Auswertung der riesigen Datenfülle brachte teilweise verblüffende Ergebnisse aus dem gesamten Spektrum des Personalwesens. Am meisten überraschte, dass Firmen, die über eine geschriebene HR-Strategie verfügen, im Durchschnitt weit profitabler arbeiten als Unternehmen, die darauf verzichten. Die Untersuchung ergab nämlich, dass die Umsätze pro Mitarbeiter bei Firmen mit einer aufgeschriebenen Strategie im Schnitt um 35% höher sind als bei Unternehmen ohne dokumentierte Strategie. Um so mehr erstaunt es, dass 40% der Unternehmen, die sich beteiligten, über keine geschriebene Personalstrategie verfügen. Bei Grossfirmen mit über 50?000 Mitarbeitenden ist es gar die Hälfte und bei 5% aller Firmen existiert überhaupt keine HR-Strategie.

Wichtig sei, dass die Strategie in Worte gefasst, implementiert und im Unternehmen auch kommuniziert werde. Wie aus der Untersuchung weiter hervorgeht, gibt es keine allgemein gültige HR-Strategie; Familienunternehmen zum Beispiel haben oft gewachsene, funktionierende HR-Richtlinien, die sich nicht auf andere Firmen übertragen lassen.

Absenzen vs. Profitabilität

Die Auswertung brachte auch Binsenwahrheiten zutage, wie zum Beispiel eine signifikante Korrelation zwischen besserer Wertschöpfung und tiefen Absenzen von Mitarbeitern. Interessant sind die Zusammenhänge zwischen dem Alter einer Belegschaft und der Profitabilität von Unternehmen. So zeigt die Untersuchung, dass ein Durchschnittsalter von 32.5 Jahren die höchste Profitabilität ergibt. Bei 47.5 Jahren ist der Wert im Durchschnitt aller durchleuchteten Firmen jedoch markant höher als bei 42.5 Jahren. Fazit: Bei der älteren Generation liegt ein oft nicht voll ausgeschöpftes Potenzial.

Organisation & Informatik

Im Durchschnitt der untersuchten Firmen ist ein Personalverantwortlicher für 60 Mitarbeitende zuständig. Der administrative Aufwand werde oft unterschätzt, räumt die Personalchefin der Dresdner Bank in Zürich ein, sie hoffe, dass die Entwicklung von kostengünstigeren Selfservice-Systemen für kleinere Unternehmen bald mehr Freiraum für wichtigere HR-Aufgaben schaffe. Tatsächlich belegt die Studie, dass immer mehr Firmen weltweit solche Selfservice-Systeme im HR-Bereich etablieren; in den USA tun das bereits 48% aller befragten Unternehmen; in Europa sind es derzeit 27%.

Während in andern Ländern Internet- und Intranet-Lösungen oft im Übermass in Form von Firmeninformationen, Kursangeboten usw. für das Personal etabliert wurden, offenbaren die Ergebnisse der Umfrage für die Schweiz eine signifikante Zurückhaltung gegenüber diesen Instrumenten. Elektronische HR-Systeme wurden hierzulande bis jetzt eher modular aufgebaut, zum Beispiel als Rekrutierungs-Plattformen oder als Werkzeuge für internes Talentmanagement. PWC erkennt jedoch einen neuen Trend, wonach immer mehr Firmen zukunftsfähige, übergreifende elektronische HR-Systeme verlangen und einsetzen.

Betreffend Outsourcing erbrachte die Studie, dass 72% der befragten Unternehmen mindestens eine HR-Funktionen auslagern (in der Untersuchung vor zwei Jahren waren es erst 48%). Rekrutierung und Selektion, Training, Informationssysteme für die Personaldienste und die Administration von Bonus- und Kompensationssystemen sind die am häufigsten ausgelagerten Funktionen.

Externe Benchmarks

Die globale PWC-Umfrage ergab eine Fülle von Erkenntnissen und Kennziffern zu allen Facetten des HR-Management. Die hundertseitige Zusammenfassung ist jedoch nur die Spitze des Eisberges. PWC verfügt über einen riesigen Fundus an branchen- und länderspezifischen Daten aus mehreren Untersuchungen seit 1996. Anonymisiert als Benchmark in einer genügenden Sample-Grösse aufbereitet, ermöglichen die Daten statistisch relevante Aussagen und das Identifizieren von Trends.

Quelle: vgl. NZZ 19. März 2003

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