Schwarzer Schwan bei Sté Générale

Wie die Neue Zürcher Zeitung in ihrer Ausgabe vom 30. Januar 2008 schreibt, jongliert ein Händler unbefugt mit fast 50 Mrd. € und bleibt über Monate unentdeckt – was sich bei der französischen Grossbank Société Générale zugetragen hat, gilt eigentlich als unmöglich.

Gegen alle denkbaren Vorkommnisse hatte sich die Bank minuziös gewappnet – seien es Zinsänderungs- und Wechselkurs-Gefahren, seien es Kontrahenten-, Länder- und Branchenrisiken. Die Tricks des Angestellten Jérôme Kerviel waren auf dem Risikokontrolle-Radar nicht sichtbar, ihre Folgen dafür mit einem Verlust von 4.9 Mrd. € katastrophal.

Angesichts des Debakels bei der Société Générale und dem Aktien-Kurs-Rutsch vom Montag vergangener Woche ist an der Börse derzeit die “Black Swan”-Theorie des US-Wissenschafters Nassim Nicholas Taleb in aller Munde. Gemäss der These seines gleichnamigen Buches kommen solche Extremereignisse völlig unerwartet und übersteigen das bis dato Vorstellbare. Ihre Risiken sind deshalb nicht einkalkuliert.

Die Metapher vom “schwarzen Schwan” kommt daher, dass die Menschen in Europa früher glaubten, alle Schwäne seien weiss – bis im 17. Jahrhundert der australische Kontinent mit den dort lebenden schwarzen “Trauerschwänen” entdeckt wurde. Mittlerweile machen auch Hedge-Funds, beispielsweise im Bereich “Global Macro”, von dem Konzept Gebrauch und wetten auf das Eintreten kursrelevanter “Black Swan”-Ereignisse. Das Ziel dieser Anlagestrategien ist es, an der Börse “dabei zu sein”, wenn beispielsweise eine Katastrophe passiert. Doch auch für Hedge-Fund-Manager kommt es oft anders, als man denkt.

Extreme Risiken (höchst unwahrscheinliches, undenkbares Ereignis mit hohem Schadenpotenzial) sind schwierig abzudecken. Oder anders herum gesagt, es können nicht alle Risiken wirtschaftlich abgedeckt werden.

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